Ende August kamen wir in Jena mit langjährigen Projektbegleitern, Akteuren der regionalen Automobilindustrie und weiteren Interessierten zusammen, um unsere Projektergebnisse vorzustellen und zu diskutieren.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Rico Chmelik (Geschäftsführer von automotive thüringen e.V.) und Klaus Dörre (Professor für Arbeitssoziologie an der Universität Jena). Die Automobilindustrie steht durch die doppelte Transformation vor großen Herausforderungen: Neben der zunehmende Digitalisierung der Produktion und des Produkts müsse auch die Dekarbonisierung bewältigt werden. Es brauche politische Planungssicherheit, um den Ausbau der E-Mobilität voranzutreiben.

Projektkoordinatorin Stefanie Seitz gab den Gästen einen Einblick in die im Projekt erzielten Ergebnisse: Viele Zulieferbetriebe in Thüringen sind von Stellenabbau oder gar Schließungen betroffen oder bedroht. Auch wenn die Ursachen über die Umstellung zur E-Mobilität hinausgehen, führen diese Entwicklungen zu Skepsis gegenüber Klimaschutzmaßnahmen bei den Beschäftigten. Zur Bewältigung der automobilen Transformation, ist die Information, Partizipation und (Weiter-)Qualifikation der Beschäftigten ein wichtiger Baustein. Hier brauche es zum einen fachliche Weiterbildungen, wie Schulungen im Umgang mit Hochvolttechnik. Zum anderen sei auf allen betrieblichen Ebenen auch Wissen über die Hintergründe der Transformation wichtig.

In unseren Untersuchungen zeigten Defizite bei der betrieblichen Weiterbildung: Oft fehlen langfristige Personalentwicklungsstrategien, weil geschäftsbezogene Unsicherheiten durch Abhängigkeiten von Abnehmern oder Konzernzentralen bestehen. Die jahrelange Vernachlässigung von Weiterbildungen kann gar zu einer „Weiterbildungsentwöhnung“ führen, weshalb Beschäftigte erst wieder ans Lernen herangeführt werden müssen. Die Etablierung von aktiven Weiterbildungskulturen in den Unternehmen kann dabei helfen, dass sich Management und Mitarbeitende flexibler auf neue Anforderungen reagieren können. Um dies zu unterstützen, wurde im Projekt eine Lernplattform entwickelt, welche ebenfalls vorgestellt und anschließend ausprobiert werden konnte.

Nach einer Vernetzungsrunde bei Kaffee und Kuchen, folgte eine Zukunftswerkstatt, bei der in Kleingruppen in drei Runden verschiedene Themen diskutiert wurden.

Im Diskussionsraum zum Thema “Betriebliches Lernen” betrachteten die Gäste die “Organisation der Zukunft” aus drei Perspektiven: Aus Sicht der Personalabteilung steht die Entwicklung langfristiger Strategien im Fokus, die Kompetenzanalysen, individuelle Entwicklungspläne und flexible Lernformate umfassen. Die MitarbeiterInnen hingegen legen Wert auf Lernmotivation, vielfältige Lernmöglichkeiten und klare Entwicklungsperspektiven. Sie wünschen sich mehr Einbindung in die Gestaltung von Lernprozessen und die Möglichkeit zur Übernahme von Verantwortung für die eigene Weiterentwicklung. Externe Akteure wie Trainer und Bildungsanbieter betonen die Bedeutung von Kooperationen und Netzwerken. Sie sehen ihre Rolle in der Bereitstellung von Fachwissen und der Förderung des Wissenstransfers. Durch die Integration dieser Perspektiven können Unternehmen eine ganzheitliche, zukunftsfähige Lernkultur entwickeln, die allen Beteiligten gerecht wird und die Anpassungsfähigkeit an zukünftige Herausforderungen stärkt.

In einem weiteren Raum wurde über die Transformation und daraus entstehende Konflikte diskutiert. Es wurde deutlich, dass die Transformation durch weitere Veränderungen in der Industrie und Arbeitswelt begleitet wird. Krisen, wie Lieferengpässe oder steigende Energiekosten, erschweren eine strategische Ausrichtung der Dekarbonisierung. Konsens bestand darin, dass es den Rückhalt der Industriebeschäftigten für den Erfolg der Transformation unerlässlich ist. Dafür sei eine gute Kommunikation über die Veränderungsprozesse zentral. Gleichzeitig muss betrieblich und politisch dafür gesorgt werden, dass auch materiell niemand durch die Transformation abgehängt wird.

In einem dritten Diskussionsforum stand das die Frage, wie die Ergebnisse langfristig wirken und den Netzwerkpartnern zugutekommen können, im Mittelpunkt. Dabei wurden verschiedene Projektideen entwickelt, die die Ansätze des BeaT-Projekts weitertragen könnten, wie z.B. ein “Produktatlas” nach dem Vorbild des IG Metall Transformationsatlas, um Materialien und Methoden auffindbar zu machen. Denn es besteht ein großer Bedarf an „ehrlichen Maklern“ und beständigen Wissensorten, die als vertrauenswürdige Vermittler und Anlaufstellen fungieren. Die Teilnehmenden kritisierten die Herausforderung der projektbezogenen Finanzierung, die oft zu kurzlebigen Angeboten führt, und forderten eine nachhaltige Perspektive. Eine engere Zusammenarbeit bspw. mit Jobcentern und Kammern könnte helfen, Qualifizierungsangebote zu verbreiten und insbesondere kleinere und mittelständische Unternehmen (KMU) zu erreichen. Die Teilnehmenden wiesen darauf hin, dass viele gute Angebote an fehlendem Marketing scheitern. Das Fazit war jedoch positiv: Aussagen wie „Einfach machen!“ und “Netzwerke wirksam werden lassen” ermutigten dazu, die entwickelten Ideen proaktiv und gemeinsam in die Tat umzusetzen.

Wir danken allen Beteiligten für den intensiven Austausch. Wie mehrfach bei der Veranstaltung deutlich wurde, endet dieser nicht mit der Projektlaufzeit, sondern wird über weitere Kanäle fortgeführt werden.

Whitepaper III